Sonntag, 2. Oktober 2011

Im Visier

(Bild via Pinterest)



Bei Cup of Jo aufgestöbert und mit Interesse gelesen: Weinen in öffentlichen Räumen (was ich ja auch schon in unvergesslicher Manier gemacht habe).

Wer weint, ist offen, ohne Verteidigung, komplett verletztlich. Weinen öffnet unser privates innerstes Ich und kehrt es nach aussen. Ob grosse Freude oder tiefe Trauer - viele Menschen würden alles tun, um nicht so viel von sich zu zeigen, nicht unter fremden Menschen, vielleicht nicht einmal unter Freunden (oder gar alleine vor sich selbst).

Mit ehrlichem Herzen seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen, braucht Mut, sich diese auch einzugestehen. Weinen ist nie nur eine Öffnung gegen aussen, sondern auch eine gegen Innen, die uns selber erlaubt, einen tieferen Blick in unsere Psyche zu werfen.

Ich bin ein grosser Verfechter einer guten Heulattacke. Das mag sein, weil ich nah am Wasser gebaut bin und Gefühle jeglicher Art von Freude über Trauer bis hin zu Ärger und Frustration regelmässig auf meine Tränendrüsen drücken. Durch die vielen Liter Salzwasser, die meine Augen in 29 Jahren verlassen haben, weiss ich jedoch auch um die Heilungskräfte, die Klärung und Reinigung, die das Weinen bringen kann. Die Ruhe, der frische Blick, die einem mit der Erschöpfung im Nachspiel des Weinens geschenkt werden, können manchmal mehr in Bewegung bringen als stundenlange Grübeleien und Diskussionen.



------------

Keine Kommentare: